Florian Reus siegt triumphal im dritten Anlauf!

Florian Reus aus Würzburg hat es geschafft. Er hat den 33. Spartathlon über 246 km von Athen nach Sparti gewonnen! Die Konkurrenz war stark wie selten. Mit Cudin, Oliveira, Thoms waren gleich drei am Start, die den Spartathlon schon gewonnen hatten, Cudin sogar schon dreimal. Darüber hinaus weitere starke Läufer wie Radzikowski, Oralek, Lantink und Debütanten, die allerdings kaum einer auf der Rechnung hatte - Dan Lawson aus Großbritannien und Kim Hansen aus Dänemark. Das Rennen hatte wie üblich einige Blitzstarter, darunter auch solche, die das schon immer so gemacht haben und fast immer mit dieser Taktik gescheitert sind. Florian Reus hatte seine Marschtabelle und die hielt er stur ein, wurde erst in der zweiten Hälfte des Rennens schneller. Überraschend schnell legte der Brite Dan Lawson los. Er war einst Fußballer, musste nach einer Verletzung damit aufhören und fíng ein bisschen an zu laufen - wie er selbst sagte. Die Distanzen wurden länger und länger, die Zeiten immer besser. Verblüffend ähnlich verlief die Laufbahn des Dänen Kim Hansen. Auch er spielte einst Fußball... Bereits am Korinth-Kanal führte Dan Lawson überraschend souverän, Lantink aus den Niederlanden lag auf Platz zwei. Mit vorn waren Vorjahressieger Cudin und sein Landsmann Marco Bonfiglio, Florian Reus war auf Platz fünf. Zur Hälfte des Rennens im antiken Nemea ein ähnliches Bild. Vor dem Scharfrichter des Rennens, dem Saga-Pass, der den Aktiven auf einer antiken Straße, die heute nicht mehr als ein Eselspfad ist, alles abverlangt, war nur Radzikowski nach vorn gekommen. Hier ist innerhalb kürzester Distanz ein Höhenunterschied von rund 700 Metern zu überwinden, bei Nacht, nur mit einer Kopflampe! Auf dem Gipfel war Dan Lawson noch immer an der Spitze, Radzikowski aus Polen hatte sich mit einer wahnsinnigen Energieleistung auf Platz zwei vorgearbeitet, Ivan Cudin war Dritter und Florian Reus lag auf Platz vier. Cudin, der vor zwei Jahren beim Abstieg schwer gestürzt war, ließ es diesmal etwas gemächlicher angehen und kam in Nestani als Vierter an, klagte aber über Schmerzen im rechten Bein. Florian Reus hatte sich hinter Dan Lawson auf Platz zwei vorgearbeitet, Radzikowski war Dritter, legte sich aber völlig ausgepowert erst einmal schlafen... Die US-Amerikanerin Katalin Nagy - eine gebürtige Ungarin - lag hier sensationell auf Platz fünf. Der Däne Kim Hansen war sechster und der zweite deutsche Läufer, Oliver Leu, hatte sich auf Platz 10 eingereiht. Am nächsten Kontrollpunkt im antiken Tegea folgendes Bild: Lawson, Reus, Hansen, Nagy, Cudin, Leu. Radzikowski auf Platz dreizehn zurückgefallen. In stockdunkler Nacht sollte sich dann nicht mehr allzuviel ändern. Irgendwo am Anstieg zwischen den Kilometern 202 und 206 war es dann passiert: Florian Reus übernahm rund 40 Kilometer vor dem Ziel die Führung. Es dauerte allerdings lange, bis Dan Lawson seinen Widerstand aufgab. Der Abstand blieb stetig bei sieben bis acht Minuten. Und das ist im Spartathlon fast gar nichts. Florian klagte hier, dass der Abstand einfach nicht größer werde. Erst auf den letzten 20 Kilometern baute er dann wie entfesselt seinen Vorsprung auf rund 36 Minuten aus. Als er um 6 Uhr 17 - nach 23 Stunden,17 Minuten und 31 Sekunden - mit neuer deutscher Bestzeit seine Hand auf den linken Fuß von König Leonidas legte, war er einfach nur noch glücklich, die Strapazen der vergangenen 246 km vergessen, die schmerzenden Füße für einen Moment ausgeblendet...  Dan Lawson verteidigte seinen zweiten Platz, der Däne Kim Hansen war ihm allerdings bereits auf Sichtweite nahe gekommen. Nur rund eine Minute später schlug er als dritter an. Vierte wurde Katalin Nagy mit einer neuen großartigen Bestzeit für Frauen von 25 Stunden und fünf Minuten. Hinter ihr kam Oliver Leu, der zweitbeste Deutsche als Fünfter ins Ziel. Den sensationellsten Aufstieg in der Rangliste machte jedoch ein weiterer Deutscher, Stu Thoms aus Wolterdorf bei Berlin. Beim Kontrollpunkt 11 nach der Marathondistanz von 42 km lag er sage und schreibe auf Platz 120! In Korinth hatte er schon 44 Läufer überholt, vor dem großen Berg weitere 44, und er lag hier schon auf Platz 32, nach dem kräftezehrenden Saga-Pass auf 28. Fünfzig km vor dem Ziel auf Platz 18 und am Ende kam er auf Platz 14 beim Leonidas an - in einer Zeit von 28 Stunden und 10 Minuten. Kann es sein, Stu, dass der Spartathlon in diesem Jahr für dich 20 km zu kurz war...?Andrzej Radzikowski, der Vorjahresdritte, kam 34 Minuten nach Thoms auf Platz 18. So ist das mit den Spartathlon-Helden. Stu Thoms hatte 2012 gewonnen und Radzikowski war 2014 Dritter... Auf ein Neues 2016!
Florian Reus am Ziel seiner Träume Dan Lawsen als Erster auf der Brücke über den Korinth-Kanal Dan Lawson und Ivan Cudin am Weingut Repanis in Nemea Kim Hansen im antiken Korinth 40 km vor dem Ziel - Florian Reus allein an der Spitze Viele Frühaufsteher begrüßten Florian Reus um 6 Uhr 17. Stu Thoms (hier bei seinem Siegeslauf 2012) überholte 106 Läufer. Katalin Nagy im Ziel Oliver Leu - mit einem hervorragenden 5. Platz - hier am "kalten Büffet" in Malandreni.
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Vielleicht ist ja im nächsten Jahr den großen deutschen Medien der Spartathlon ein paar Zeilen oder Sendeminuten wert. Auch in diesem Jahr wurde das große sportliche Ereignis fast komplett ignoriert. Kommen da eventuell zu wenig Werbeeinnahmen oder so? Man doch mal fragen dürfen. © Wilfried Jakisch 2015