26./27. SEPTEMBER 
Der 32. Spartathlon – der Ultra-Marathon über 246 km von Athen nach Sparta – wird wohl als der Lauf der kühlen Rechner in die Geschichte eingehen. Der Sieger Ivan Cudin aus Italien lag nach 42 km noch auf Platz 17, der Zweite, Florian Reus aus Sulzbach im Taunus, war 30., der spätere 6., Stefan Thoms aus Woltersdorf bei Berlin, gar nur 66.  Alle erfolgreichen deutschen Läufer hatten konsequent ihre Marschtabelle eingehalten, nur der Sieger schien auch in diesem Jahr in einer anderen Liga zu laufen. Cudin beendete das Rennen locker in 22 Stunden und 29 Minuten, gab danach fast eine Dreiviertelstunde Interviews, bevor er sich der medizinischen Kontrolle unterzog. Florian Reus, 2013 schon einmal Zweiter, erfüllte sich seinen Traum, die bisherige deutsche Bestzeit von 24:20, aufgestellt von Jens Lukas im Jahr 2005, zu unterbieten. Mit 23:57:14 schaffte er das sogar deutlich. Auf den Plätzen 3 und 4 beendeten der Pole Andrzej Radzikowski und der Italiener Marco Bonfglio das Rennen. Danach kamen mit Dietmar Göbel, Stefan Thoms und Oliver Leu drei bewährte deutsche Spartathleten ins Ziel. Michael Vanicek aus Hohen Neuendorf bei Berlin komplettierte als 12. das gute Abschneiden deutscher Sportler. Die beste Frau war auch in diesem Jahr die Ungarin Szilvia Lubics mit einer Zeit von 26:53! Das war Platz 9 in der Gesamtwertung. Heike Bergmann und Antje Krause kamen bei den Frauen als Fünfte und Sechste ins Ziel. Der beste Schweizer war Christian Fatton auf Platz 20. Markus Thalmann, der bekannte Herzchirurg aus Wien, in den Vorjahren stets im Vorderfeld zu finden, hatte in diesem Jahr mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, schaffte es aber dennoch als 26. ins Ziel. Der berühmte Lauf geht auf den antiken Boten Phidipides zurück – er hatte im Jahre 490 v. u. Z. den Auftrag, Sparta für die Schlacht von Marathon gegen die Perser um Hilfe zu bitten. Er soll damals die Strecke in 36 Stunden geschafft haben. Diese Zeit ist heute das Limit für den Lauf, den 1983 englische Luftwaffenoffiziere ins Leben riefen. Seither ist die Attraktivität dieses Wettkampfes stetig gewachsen. In diesem Jahr waren 349 Läufer aus 40 Nationen am Start, 207 kamen ins Ziel, neuer Rekord! Die Atmosphäre beim Spartathlon ist immer wieder etwas ganz Besonderes. Da stehen Leute mitten in der Nacht auf, um den Läufern zuzujubeln, ganze Schulklassen sind an der Strecke. In Sanga, hinter dem berühmten 1150 Meter hohen Pass an der antiken Straße, hat das Kafeneion die ganze Nacht geöffnet. Am Kilometer 210 haben sich bei 13 Grad Temperatur junge Leute um ein Lagerfeuer geschart. Jeder Läufer wird lautstark angefeuert. Stefan Thoms erzählt: „Ich hatte einen traumhaften Zieleinlauf. Kinder und Jugendliche rennen die letzten paar hundert Meter mit oder fahren mit dem Fahrrad nebenher, und wenn ich auf die Zielgerade einbiege, sitzen in einem Kafeneion immer ein paar alte Männer. Nur einer von ihnen – ich glaube es ist der älteste - steht jedes Mal auf und winkt mir zu. Ich grüße natürlich zurück. Den Mann muss ich unbedingt kennenlernen.“ Die Spartathleten sind schon ein Völkchen für sich. Da gibt es keine Siegprämien, kaum Sponsorenverträge (Wir hörten von einem Läufer, dem ein Sportartikelgeschäft ein Paar Laufschuhe gesponsort hat!), von Werbeeinnahmen gar nicht zu reden. Die Läufer bezahlen die Teilnehmergebühr von 450 Euro plus Flug aus eigener Tasche. Nicht gerechnet die Kosten für die Helfer, deren Unterkunft, Mietwagen usw. Und der Preis für den Sieger? Eine Inschrift, eingemeißelt am Denkmal des Leonidas, König von Sparta! Eigentlich schade, dass sich der Deutsche Olympische Sportbund so gar nicht für seine durch und durch    olympischen Athleten interessiert, von den deutschen Massenmedien mal ganz zu schweigen...
Der strahlende Sieger Ivan Cudin berührt den Fuß von König Leonidas
Der strahlende Sieger Ivan Cudin berührt den Fuß von König Leonidas.
Der Zweite, Florian Reus (mit Freundin Nicole)
Der Zweite, Florian Reus (mit Freundin Nicole), liegt am Kontrollpunkt 35 voll in seinem Plan, die deutsche Bestzeit zu unterbieten.                    
Der Pole Andrzeij Radzikowki Dritter des Rennens
Der Pole Andrzeij Radzikowki bei seinem triumphalen Einlauf als Dritter des Rennens
Dr. Dietmar Göbel, Orthopäde aus Donaueschingen, ist 5. Oliver Leu aus Hambergen in Niedersachsen ist Siebter. Szilvia Lubics ist auch in diesem Jahr die beste Frau. Sie wird 9.
Dr. Dietmar Göbel, Orthopäde aus Donaueschingen, in diesem Jahr der Fünftplatzierte, schlägt an.
Oliver Leu aus Hambergen in Niedersachsen ist Siebter.
Szilvia Lubics ist auch in diesem Jahr die beste Frau. Sie wird 9. in der Gesamtwertung. Knapp vor ihr kam der Pole Pjotr Kurylo ins Ziel.
Deutsche Läufer erfolgreich beim 32. Spartathlon
Stefan Thoms, der Sieger von 2012, diesmal auf Platz 6.
Stefan Thoms, der Sieger von 2012, diesmal auf Platz 6.
© Wilfried Jakisch 2014
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