Spartathlon 2011
Wir waren am Kontrollpunkt Nr. 40, am Kilometer
139,8 in Malandreni - “nur” noch 105 km bis zum Ziel!
Das wohl gigantischste Rennen Europas führt über 246 km von
Athen nach Sparti. Pheidipididis - der legendäre
Nachrichtenüberbringer der Antike - soll 490 v.u.Z. diese Strecke in
36 Stunden bewältigt haben. Britische Luftwaffenoffiziere wollten
den Wahrheitsgehalt dieser Überlieferung bestätigen. Und sie taten
es so überzeugend, dass der Spartathlon in diesem Jahr nun schon
zum 29. Mal stattfand. Diesmal mit 370 Startern! Der
Streckenrekord steht übrigens bei 20 Stunden und 25 Minuten -
Unglaublich!
Dabei sind die Regeln brutal. Teilnehmen darf nur, wer mindestens
einen erfolgreich überstandenen 100 km-Lauf nachweisen kann.
Wer die 36 Stunden überschreitet, fällt automatisch aus der
Wertung heraus, darf aber im nächsten Jahr wieder teilnehmen.
Malandreni ist ein bekanntes
Weindorf im Norden der Argolis.
Der Spartathlon ist hier in jedem
Jahr ein großes Ereignis.
Volksfestcharakter!
Verpflegungspakete stehen bereit.
Die Organisatoren hatten allerdings nicht mit
dem Tempo der Aktiven gerechnet. Ivan
Cudin, der führende Italiener, erreichte
Malandreni bereits um 18.50 Uhr, noch bevor
die gebackenen Schweine in Stellung
gebracht waren. Cudin - der spätere Sieger -
hatte hier bereits 40 Minuten Vorsprung vor
dem Zweiten und eine ganze Stunde vor
dem Drittplatzierten! Und präsentierte sich in
einem überaus frischen Zustand, hatte Zeit
für Interviews zwischendurch, gönnte sich
eine ausgiebige Pause am “kalten Buffet”,
ließ sich von seiner Freundin Michela ein
neues Trikot überstreifen - Vorbereitungen
für die Nacht und den bevorstehenden
steilen Anstieg.
Yuji Sakaj, der beste Japaner, erreichte Malandreni um 19.30 Uhr auch er machte einen sehr starken Eindruck, behielt seine Position bis zum Ende, auch wenn er
am Ziel fast 90 Minuten Rückstand auf den Sieger Cudin haben sollte.
Markus Thalmann (links), der starke Östereicher, einer der
erfolgreichsten Teilnehmer der letzten Jahre: Sieger 2003, Zweiter
in den Jahren 2002, 2004 und 2008, kam als Dritter in Malandreni
an, fiel dann aber leider bis ins Ziel auf Platz acht zurück. Macht
nichts Markus, auch das ist eine Riesenleistung!
Übrigens: Dr. Markus Thalmann ist im Hauptberuf ein erfolgreicher
Herzchirurg in Wien. Vermutlich hat er mit dem Laufen bessere
Behandlungsmethoden entdeckt, als er täglich mit dem Skalpell
ausführen muss.
Kurze Verschaufpause, Kopflampe auf und ab in die Nacht!
Oshima Yasutoshi kam als Vierter in Malandreni an, fiel dann später auf Platz 6 zurück. Er nahm sich hier sogar die Zeit, sich von einer japanischen Betreuerin eine
Nudelmahlzeit zubereiten zu lassen - natürlich stilgerecht mit Stäbchen!
Michael Vanicek, der Extremläufer aus Hohen Neuendorf bei Berlin, war in Malandreni noch Fünfter, im Ziel Dritter! Bravon Vanni! Auf meine Frage, ob
man denn nicht doch ein kleines bisschen verrückt sein muss, um diesen Lauf überhaupt anzugehen, antwortete er: “Was heißt hier ein kleines Bisschen, wir
haben doch eine totale Klatsche!” Rückstand auf den späteren Sieger in Malandreni waren 90 Minuten, im Ziel knapp 120. Trotzdem ein tolles Ergebnis!
Falscher Beutel heißt wohl
diese Geste vom Deutschen
Oliver Leu. Er belegte in der
Endabrechnung Platz 10.
(Linkes Bild)
Tetsuo Kiso (rechts) , einer
von den über 60 Japanern,
hatte es eilig. Er rannte gleich
weiter. Im Ziel erreichte er
Platz 7.
Jorgos Vlachos (links), der
Lokalmatador aus Argos, von
seinen Fans besonders
gefeiert, war in Malandreni
noch auf Platz 8, im Ziel
dann nur noch 23. Vielleicht
hat er sich doch zu viel Zeit
für Erinnerungsfotos
genommen...
Ein Video von Jorgos hibt es
bei you tube.
Daniel Oralek aus der
Tschechischen Republik - in
Malandreni noch auf Platz
neun, am Ende wurde er
Fünfter!
Die totale Überraschung in Malandreni:
Szilvia Lubics aus Ungarn liegt hier auf
Platz zehn, im Ziel auf 14. Soweit ist
eine Frau selten in die Domäne der
Männer “eingebrochen”.
Dietmar Göbel aus Deutschland
wurde in der Endabrechnung 10.
Patrick Hösl liegt in
Malandreni komplett im Plan.
Noch auf Platz 14. Er ist voll
konzentriert, stoppt die Zeit.
Im Ziel wird er nach einer
unglaublichen Steigerung
Vierter sein!
Stefan Thoms aus Woltersdorf bei
Berlin ist in Malandreni noch auf
Platz 15. Eine starke Aufholjagd
bringt ihn im Ziel auf Platz 9...
...vielleicht auch dank der liebevollen Betreuung durch seine Frau Sandra und
die gleichnamige Freundin der beiden, die sich die Nacht um die Ohren
schlagen, um Stefan bei Laune zu halten.
Das Weindorf Malandreni wird in dieser Nacht erst spät seine Ruhe
finden. Offiziell schließt der Kontrollpunkt um 1.50 Uhr, aber man
lässt immer ein bisschen Toleranz für alle diejenigen, die im
nächsten Jahr besser sein wollen...
Bis zum 30. Spartathlon - 2012 - wie immer am letzten Freitag im September!