Olivenbäume haben praktisch ein unbegrenztes Alter. Dieses Exemplar in Arkadien
(linkes Bild) hat mindestens 600 Jahre auf dem Buckel, es könnten aber leicht noch
mehr sein. Ein Olivenbaum verjüngt sich selbst immer wieder. Der alte verwitterte
Stamm zeigt im Inneren schon wieder einen frischen Trieb. Sollten wir uns nicht daran
ein Beispiel nehmen? Die Kultur der Olive ist im Mittelmeerraum wahrscheinlich 50-
bis 60.000 Jahre alt! Man fand bei Ausgrabungen versteinerte Olivenblätter und
tausende Jahre altes Öl. So unglaublich es klingen mag: In einem alten Brunnen auf
Kreta befanden sich 3500 Jahre alte eingelegte
Oliven! (Bild rechts) Nicht von ungefähr verehren
die Menschen rund um das Mittelmeer den
Olivenbaum als göttliches Geschenk. Viele antike
Darstellungen, wie das Bild rechts außen aus
minoischer Zeit zeigt, beschäftigen sich mit der
Olive und dem Olivenöl. Einige Bilder entnahmen
wir mit freundlicher Genehmigung des Autors
dem Buch von Nikos und Maria Psilakis "Die
Kultur der Olive - Olivenöl". Es ist eine der
besten Veröffentlichungen über die Olive
überhaupt. Sehr attraktiv
gestaltet und informativ geschrieben. Ich habe davon
schon mindestens 12 Stück gekauft. Sie eignen sich
hervorragend als Mitbringsel aus Griechenland.
Olympioniken in der Antike rieben sich nach dem Bade
vor dem Wettkampf mit Olivenöl ein - Darstellung auf
einer antiken Vase (unten). Das Buch von Nikos und
Maria Psilakis bietet nicht nur einen kurzweilig
geschriebenen historischen Abriss der Olive, es enthält
auch viele Details über das Öl, seine Herstellung, seine
Qualitäten und es enthält auch viele Rezepte! Erschienen
bei KARMANOR
ISBN 960-7448-19-7
Bei der Ernte der Olive hat sich eigentlich seit tausenden
von Jahren nichts geändert. Mit langen Stangen wurden einst die Früchte
von den Bäumen geschlagen und aufgesammelt. Heute benutzt man in
großen Plantagen dazu Rüttelmaschinen und Plastikplanen, die meisten
Bauern jedoch pflücken noch immer per Hand und mit Hilfe einer kleinen
Harke. Wichtig ist anschließend, dass die Oliven nicht lange in Säcken
irgendwo in der Sonne herumstehen, sondern dass sie schnell in die Ölmühle gelangen.
Dort werden sie zunächst gewaschen und die restlichen Blätter werden ausgeblasen. Danach werden
die Früchte samt Kernen in der Mühle zu einem dicken Brei zermahlen. Dabei erhitzt sich das Gemisch
allein durch die Reibungswärme auf ca. 45 Grad. Damit gilt das Öl immer noch als kaltgepresst, weil es
bis zu dieser Temperatur die meisten seiner guten Eigenschaften nicht verliert. Wirklich kaltgepresstes
Öl, was natürlich wertvoller ist, gibt es nur aus Anlagen, die über eine Kühlung
verfügen. Hier gilt allgemein eine Grenze von 28 Grad.
Die Olivenbauern bleiben Stunden in der Mühle, um sicher zu gehen,
dass ihre Oliven nicht etwa mit denen anderer Bauern vermischt
werden... Zeit zu einem Schwatz oder auch einem Gläschen Ouzo
zwischendurch. Und das ist dann der Moment, auf den alle warten (unten
rechts): Das goldgelbe bis leicht grünliche Olivenöl wird abgefüllt. Die
Minuten der Wahrheit. Haben sich die Mühen des ganzen Jahres gelohnt?
Normal ist ein Ertrag von 15 bis 22 Prozent der angelieferten
Olivenmenge. Wieviel es dann wirklich geworden ist, zeigt der Blick auf
die Waage.
Übrigens: Olivenöl wird in der Ölmühle immer in
Kilogramm gemessen. Ein Liter Öl wiegt 910 Gramm.
Die Olive - göttliches Geschenk oder Huldigung an die Götter durch den Menschen?
© Wilfried Jakisch 2014