Ein Schmuckstück von Museum
In Korakovoúni („Krähenberge“) hinter Astros hat Evángelos Petrópoulos, emeritierter
Medizinprofessor, international bekannte Kapazität auf dem Gebiet der Endokrinologie,
die alte Ölmühle von seinem Großvater aus dem Jahr 1874 restauriert und daraus ein
ausgesprochenes Schmuckstück von Museum gemacht. Es unterscheidet sich von
anderen Einrichtungen dieser
Art dadurch, dass hier
“Personen” mitspielen,
dargestellt von Puppen. Zu
Beginn am Mühlstein steht der
„Fortistís“, der „Lader“. Er
schüttete die Oliven - (hier im
Museum sind es Plastikoliven
aus China!) in das Mahlwerk
unter den großen Mühlstein,
der von einem Muli oder einem
Pferd bewegt wurde. Gequetscht wurde in in zwei Schichten von früh bis spät in die
Nacht. Den Olivenbrei schöpfte der „Karavaniáris“ mit einer Karavána – einer Art
Eimer – und schaffte den zum „Stivadóros“, der die Masse in die Tsólia – das waren
Hanf- oder Jutetaschen – füllte
und anschließend die Presse
betätigte. Die Presse in der
Petropoulos-Mühzle verfügte
über zwei Spindeln, so dass im Prinzip kontinuierlich gepresst werden konnte. Der
„Thermistís“, der Heizer, war verantwortlich für warmes Wasser, das benötigt wurde,
um die Taschen auszuwaschen. Damit wurde auch eine höhere Ausbeute an Öl erzielt.
Damals legte man noch keinen
Wert auf “Bio” (es war ohnehin
fast alles Bio, weil es noch
keine Schädlingsbekämpfungs-
mittel oder Mineraldünger gab)
oder “kaltgepresst”. Wichtig war,
dass möglichst viel herauskam,
denn die meisten Familien
lebten in großer Armut. Der
„Metritís“, der Messer, schöpfte
mit einer ausgehöhlten
Kalebasse das Öl ab und maß gleichzeitig die Menge. 10 Prozent vom Ertrag
mussten die Produzenten als Lohn in der Ölmühle lassen- übrigens ist das noch heute
so. Von ihrer Tätigkeit in der Ölmühle erhielten viele der Dorfbewohner ihre
Familiennamen. In der Kynouría
kann man heute durchaus noch
solche oder davon abgeleitete
Namen antreffen, sagt uns
Vangélis Petrópoulos.
Die Presse war in ihrer
ursprünglichen Form bis 1920
in Betrieb, als im Dorf
Dampfmaschinen und
Dieselmotoren Einzug hielten
und eine neue Ölmühle
gegründet wurde. Petrópoulos
hat das alte „Gerümpel“ lange
aufbewahrt und immer davon
geträumt, daraus irgendwann
ein Museum zu machen. Nach
arbeitsreichen Jahren als Arzt und Hochschullehrer in den USA und in Zimbabwe bot
sich ihm erst als Rentner die Möglichkeit, sich seinem Jugendtraum zu widmen. Er hat
in das Museum insgesamt über 180.000 Euro investiert, gefördert wurden vom
griechischen Staat und der EU etwa ein Drittel davon. Die gesamte alte Technik wurde
mit großer Sorgfalt restauriert, besonders das Herzstück, die Presse, verlangte viel
Kraft. Die Mühen haben sich gelohnt. Der Professor und seine „Belegschaft“ zeigen
ihr kleines Heiligtum gern auch Fremden, alles ist rollstuhlgerecht gestaltet, es gibt
sogar eine Behindertentoilette.
© Wilfried Jakisch 2013
Besuche sind derzeit leider nur mit Anmeldung möglich: Dr.
Evángelos Petrópoulos, 6947 227522 (Griechisch und
Englisch). Es sollte schon eine Gruppe von mindestens 10
Personen sein.
Wir vermitteln auch gern einen Besuch.
Willi: 6945 285 284
Korakovouni liegt in der Kynouria, das ist eine
Landschaft Arkadiens am Argolischen Golf. Fährt man
von Argos nach Süden, so kommt man hinter Astros
zunächst nach Koutroufa, wo zur Einstimmung ein
Methusalem von Olivenbaum besichtgt werden kann,.
Das nächste Dorf ist Korakovouni. Dort vor der EKO-
Tankstelle nach rechts abbiegen, das Auto vor der Platía
abstellen. Das Museum kennt im Dorf jedes Kind.
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