Aus einer Industriebrache wurde ein neuer Kulturtempel in Elefsina

Anreise: Autobahn nach Athen in Elefsina verlassen, im Ort der Beschilderung "Paralia/Beach" folgen. Am Meer rechts abbiegen und dann fahren bis es nicht mehr weiter geht. Dort rechts auf dem städtischen Parkplatz parken.
Gebrauchte Schuhe weisen den Weg. Eine Installation bekannter Künstler, die zunächst am Denkmal für die "Boat-people" zum Verweilen auffordert. Schiffswracks, wie Obeliske aufgerichtet, und schier endlose Listen von Namen erinnern an das Schicksal vieler Flüchtlinge, die auf ihrer Flucht aus Afrika und Asien im Mittelmeer umgekommen sind, auf dem Weg in eine vermeintlich bessere Zukunft, in Länder, die mehr für die "Abwehr" dieser Flüchtlinge tun als für deren Überleben...
An einer Bretterwand Worte des 10jährigen afghanischen Mädchens Mozde, das in Griechenland aufgegriffen wurde: "Ich lief, lief und lief, niemand hielt mich auf, niemand hat mir geholfen, ich lief allein und war sehr stark. Alle anderen haben das auch gedacht. Ich lief immer weiter, die Nacht fiel, und ich lief immer noch. Ich habe nicht geklagt, ich lief immer weiter, den ganzen Weg..."
Als wir in das neuerbaute Theater des Kulturzentrums kamen, war die Stimmung niederschmetternd: Instrumente abgedeckt, Regen ohne Ende. Eine Botschaft vom nahen Militärflugplatz Elefsina richtete uns auf: Es soll aufreißen, die Nacht wird klar. Die Organisatoren wollten sich nicht darauf verlassen und improvisierten. Umzug in eine alte Werkhalle.


Der Bürgermeister von Elefsina Jorgos Abatzoglou dankt den Künstlern, dass sie nicht kapituliert haben, sondern diesen widrigen Bedingungen zum Trotz improvisieren und spielen. Und wie sie spielen! Savvopoulos, dessen 64 Jahre nicht sichtbar sind, haut zwischenzeitlich auf die Pauke, Papakonstantinou spielt (mit Links!) seine schönsten Balladen. Alle Mitglieder der Truppe brillieren durch Soli.
Wer weiß, ob in der neuen Freilichtbühne überhaupt so viel Stimmung aufgekommen wäre! Die Atmosphäre in der alten Halle war einmalig, der Kontakt zum Publikum direkter kaum möglich. Und die echten Fans sangen alle Lieder mit! Savvopoulos hat streckenweise den Massenchor von 1000 Kehlen nur noch dirigiert! Übrigens: Als wir nach dem fast dreistündigen Konzert ohne Pause ins Freie traten, schien der Vollmond...
Also, solltet ihr irgendwann die Namen Dionyssos Savvopoulos und Thanassis Papakonstantinou auf einem Plakat lesen: Nischt wie hin!

In Elefsina muss man natürlich unbedingt die antiken Stätten besuchen!