Seit Mitte Juni 2009 fährt er wieder - im neuen Gewand. Die Firma "Stadler-Bussnang" aus der Schweiz lieferte vier neue Züge, die zunächst nicht durch die engen Tunnel passen wollten. Jetzt fährt die Bahn täglich fünfmal. |
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Es war jahrzehntelang einfach eine Attraktion, obwohl nur wenig komfortabler als ein Eselsritt in die Berge. Keine weichen Polster, kaum Federung, von Klimaanlage ganz zu schweigen. Der "Odontotos", die berühmte Zahnradbahn, war jahrzehntelang ein Magnet für Eisenbahnfans aus aller Welt. Nun fährt er nach längerer Strecken- und Zugreparatur wieder. Nach überaus komplizierten Arbeiten und nur 5jähriger Bauzeit wurde die Strecke im Olympiajahr 1896 eingeweiht. Die Statistik der Strecke liest sich wie eine Auflistung der Highlights moderner griechischer Olympiabauten: 40 Stahl- und 15 Steinbrücken mit Spannweiten von 3 bis 61 Metern, sechs Tunnel, 4000 Meter Stützmauern, drei Zahnradabschnitte mit Steigungen bis zu 14,5 % usw. Gekostet hat die Sache übrigens damals lächerliche 4,8 Mio Francs (eine französische Gesellschaft errichtete das Bauwerk). | ||
Man wählte nach äußerst komplizierten Vermessungsarbeiten in der Vouraikos-Schlucht, die teilweise nur von Bergsteigern ausgeführt werden konnten, die Spurweite von 75 cm. Eine größere Spurweite, wie beispielsweise die 100-cm-Spur der übrigen Peloponnes-Eisenbahnstrecken wäre viel zu teuer geworden. Es ist bis heute die schmalste Zahnradbahn der Welt. | Abenteuerlich: die Fahrt mit dem alten Zug |
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Nicht weniger als 72 Jahre diente die erste Dampflokomotive Baujahr 1891 treu auf der Strecke. Sie hat einen Ehrenplatz auf dem Bahnhof Diakopto und soll restauriert werden. Es besteht allerdings wenig Hoffnung, dass sie eines Tages wieder fährt. Die bisherigen Zugmaschinen auf Dieselbasis waren fast 50 Jahre unterwegs. Seit Juni 2009 fahren die neuen Züge und können sich über mangelndes Interesse nicht beklagen. Und preiswert ist die Sache außerdem. | ||
Tickets sollte man in der Hochsaison frühzeitig buchen - kann man aber mittlerweile an jedem griechischen Bahnhof per Computer. Los geht's bei 10 Metern über dem Meeresspiegel und dann klettert die Bahn auf 720 Meter bis ins 22.4 km entfernte Kalavrita. Eigentlich sollte die Strecke eines Tages bis nach Tripoli verlängert werden, aber es fehlte immer das leidige Geld. Über Jahrzehnte war die Linie die einzige wirtschaftliche Verbindung der Küstenregion mit der Bergregion rund um Kalavrita. Und in harten Wintern, wo Schnee und Eis die Straße nach Kalavrita blockierten, war der Odontotos zuverlässiges Transportmittel. Heute nutzen die Bahn im Winter vor allem die Skisportler. | ||
Der Zug durchquert eine der schönsten Landschaften Europas, die Vouraikos-Schlucht, ein Gebiet, das heute unter weitgehendem Naturschutz steht. Ein Waldbrand im Juli 2004 konnte glücklicherweise sehr schnell gelöscht werden. Andere im Jahre 2007 leider nicht sofort. Die spektakuläre Fahrt führt mitunter so knapp an den Felswänden entlang, dass man den Fotoapparat doch nicht so weit hinaus halten sollte... | ||
Geschraubt und gebastelt wird eigentlich immer
etwas an der Strecke oder an den Zügen. So müssen auch die stählernen Brücken
bei Aufrechterhaltung des Verkehrs renoviert werden. Die Linie ist seit ihrem
100. Jahrestag im Jahre 1996 zum nationalen technischen Denkmal Griechenlands erklärt
worden. Einer der europäischen Hauptwanderwege - der E 4 - führt übrigens entlang
der malerischen Strecke. Empfehlenswert ist die Wanderung von oben nach
unten, am besten von der Zwischenstation Mega Spileo aus, wo sich das
gleichnamige Kloster befindet, das im Befreiungskampf
eine große Rolle spielte. Schuhe mit festen Sohlen tragen, weil man übr weite Strecken auf Schotter läuft. |
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Vom Bahnhof Zachlorou/Mega Spileo auf 650 m Höhe über NN (Bild unten) aus sind es 12 km bis nach Diakopto, und man kann diese Strecke je nach Kondition in drei bis vier Stunden zurücklegen, aber die Wanderung durch die Schlucht ist so faszinierend, dass es durchaus eine Ganztagestour werden kann. Da es keinen Weg parallel zur Strecke gibt (erst im unteren Teil ist das der Fall), | muss man auf den Schienen wandern.Vor Tunnels und Brücken empfiehlt sich daher eine Hörprobe, ob sich nicht vielleicht gerade ein Zug nähert... Man sollte auf alle Fälle einen Fahrplan dabei haben. Da die neuen Züge etwas breiter sind als die alten, sind auch einige Engpässe noch enger geworden! | |
Möglicherweise trauern einige Fans dem alten Odontotos nach, weil die Züge doch mehr dem historischen Vorbild entsprachen, aber per Saldo hat natürlich die Strecke gewonnen. Die Zugfolge ist dichter, die Züge sind größer und bequemer, haben sogar Polstersitze. | ||
Den aktuellen Fahrplan der Zahnradbahn und mehr Infos gibt es auf dieser Seite. Auskünfte bei der Griech. Staatsbahn OSE unter der Rufnummer 1110 www.trainose.gr |
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