Jedes Jahr wenn im Parnon-Gebirge der Schnee
schmilzt und die Sonne ihre wärmenden
Strahlen schickt, ist in Plátanos, einem kleinen
Bergdorf in der Kynouría Hochbetrieb an der
Teppichwaschmaschine. „Nerotrivi“ heißt das
Gerät - zu deutsch so viel wie
„Wasserreibung“. Aus einem angestauten
Bächlein, das nebenbei auch noch eine
Wassermühle treibt, wird Wasser in einen
Graben abgeleitet, das dann aus etwa sechs
Metern Höhe durch ein Rohr in die Tiefe stürzt.
An dessen Spitze ist
eine Düse, die den
Strahl auf etwa sechs
Zentimeter Durchmesser
verjüngt. Das gibt dann einen unglaublich scharfen
Strahl,
der in einen großen Holzbottich trifft und dort die
Teppiche herumwirbelt, je nach Verschmutzungsgrad 20
bis 30 Minuten, ohne Strom, ohne Technik, ohne Waschmittel. Das
machen die Bauern der Umgebung seit ewigen Zeiten so, und den
Teppichen hat das nicht geschadet. Tassos, der uns die „Maschine“ in
Aktion vorführt, zeigt uns auf einem Teppich das Monogramm seiner
Großmutter, das sie
vor 50 Jahren
eigenhändig in den
Teppich eingewebt
hat. Verwendet
wurden damals nur
Naturfasern von
Schaf oder Ziege und
Naturfarben, keinerlei
Chemie. Für
besonders
langhaarige Teppiche wurden die Schafe
oder Ziegen nur alle zwei Jahre
geschoren. Die von Hand geknüpften
Teppiche kamen dann als erstes in die Wäsche, wo die Fasern schön flauschig wurden und
die Farben ihre Leuchtkraft bekamen. Plátanos ist ein Dorf auf knapp 500
Metern Höhe, in dem im Winter
nur noch etwa 15 Einwohner
leben. Die anderen ziehen es
vor, nach Astros unten am Meer
umzusiedeln. Die
Teppichwäsche im April ist
dann meist auch das Signal für
die Rückkehr in die Berge.
Familie Soursou gehört zu den
wenigen, die „durchhalten“. Sie
haben viel Mut bewiesen, als
sie 2008 in Platanos eine kleine
Herberge mit Café eröffneten.
Zur Verfügung stehen sechs
gemütliche Zimmer mit
schönem Ausblick. Auf Wunsch
kocht Anna Soursou auch gern
für die Gäste. Und wenn im
Frühling mal kein Betrieb an
der „Waschmaschine“ ist,
organisiert Anna auch gern mal
exklusiv einen „Waschgang“ -
öko versteht sich.
Die ökologischste
aller Waschmaschinen
© Wilfried Jakisch 2013
Anreise: Von Astros zunächst
Richtung Agios
Pétros/Kastánitsa in die Berge
fahren. Am Abzweig nach
Agios Petros die mittlere von
drei Straßen fahren. Die Zufahrt
zum Ort ist gut ausgeschildert.
Kurz vorher kann man Rast an
einem wunderschönen Flussbett
machen, auch ein Stück – bei
niedrigem Wasserstand (!) -
hineinwandern.
Xenónas Anna in Plátanos: Tel 27550 51768 täglich geöffnet. Falls
größere Gruppen essen möchten, am besten vorher anrufen.