30. Friedensmarsch von Kerasitsa nach Tripoli
50 Jahre nach der Ermordung von Grigoris Lambrakis
Sonntag, 26. Mai 2013
In Kerasitsa - dem Kirschendorf südlich von
Tripoli, versammelten sich Friedensfreunde
vom Peloponnes und aus Athen, um Grigoris
Lambrakis, den Nestor der griechischen
Friedensbewegung zu ehren. Das Denkmal
auf dem Dorfplatz (rechts), vor dem ich mich
ablichten ließ, symbolisiert den legendären
Marsch Lambrakis’ von Marathon nach Athen
am 21. April 1963. Dieser Marsch war von
der Regierung verboten worden, Lambrakis
machte ihn allein - geschützt durch seine
parlamentarische Immunität - wurde dennoch
verhaftet und stundenlang widerrechtlich
festgehalten. Nur einen Monat später war
Lambrakis Hauptredner auf einer
Friedenskundgebung in Thessaloniki. Es war
ein machtvoller Protest gegen den Vietnam-
Krieg, gegen die amerikanische
Stützpunktpolitik in Griechenland. Obwohl
das Kundgebungsgelände weiträumig
abgesperrt war, näherte sich ein Fahrzeug
mit großer Geschwindigkeit Lambrakis. Auf
der Ladefläche standen zwei Männer. Einer
von ihnen versetzte Lambrakis mit einem
schweren Gegenstand einen Schlag auf den
Kopf. Trotz sofortiger ärztlicher Hilfe war
Lambrakis nicht zu retten. Fünf Tage nach
dem Anschlag verstarb er im Krankenhaus.
Sein Begräbnis gestaltete sich zu einer
riesigen Anti-Kriegskundgebung. Obwohl die
griechische Gesellschaft durch diesen Vorfall
wachgerüttelt war, konnte nur vier Jahre
später die Militärjunta die Macht
übernehmen. (Vom NATO-Hauptquartier
geduldet oder gar initiiert?)
Die griechische Friedensbewegung erreichte
ihre größte Popularität in den 80er Jahren.
1986 organisierte Lambrakis’ Sohn Jorgos
einen Friedensmarsch über 210 km von
Kerasitsa nach Athen. Ich war damals als
Berichterstatter für das Fernsehen der DDR
dabei. Eine Handvoll Männer starteten in
Kerasitsa, 300.000 Menschen kamen fünf
Tages später in Athen an. Es gab also viel zu
erzählen, als wir uns an diesem Sonntag in
Kerasitsa wiedertrafen.
(Bild links)