34. Spartathlon ohne große Überraschungen
Die 34. Auflage des berühmten Traditionslaufes über 246 km verlief relativ
unspektakulär mit wenigen Überraschungen. Es gab - wie üblich - ein
paar “Blitzstarter”, die aber bis auf einen, den Tschechen Radek Brunner
(rechts), recht schnell wieder auf den Boden der Realitäten zurückgeführt
wurden. Bereits am Kanal von Korinth hatte sich die Spreu vom Weizen
getrennt und am Kontrollpunkt 40 in Malandreni waren die Favoriten unter
sich. Brunner erreichte ihn als erster, stärkte sich und ging schnell wieder
auf die Strecke. Vielleicht war er doch ein wenig zu forsch angegangen.
Sein beherzter Einsatz bei seinem ersten Spartathlon wurde dennoch am
Ende mit einem dritten Platz belohnt.
Sensationell erreichte die für die USA startende Ungarin Katalin Nagy
als Zweite den Kontrollpunkt Malandreni. Sie machte einen überaus
frischen Eindruck und blieb bis ins Ziel in Sparti die beste aller
gestarteten Frauen. Sie erreichte zwar nicht ihr eigene Bestzeit aus
dem Vorjahr, aber 246 km in 25 Stunden und 23 Minuten zu laufen,
muss ihr erst einmal einer nachmachen.
Andrzej Radzikowski aus Polen war der Pechvogel des vergangenen
Jahres. Er hatte sich 2015 am Sanga-Pass total verausgabt und musste
in Nestani erst einemal eine längere Ruhepause einlegen. Dass er im
Vorjahr dennoch Platz 13 belegte spricht für seinen Kampfgeist. Ganz
offenbar hatte er diesmal sein Rennen besser eingeteilt und siegte in der
Superzeit von 23 Stunden und 2 Minuten. Da muss sich Florian Reus im
kommenden Jahr ganz schön anstrengen!
Marco Bonfiglio, die Frohnatur aus Italien, ist ein lustiger Vogel. Er nimmt
sich immer noch die Zeit, für Fotos mit den Fans zu posieren. Katina
Dedes (Bildmitte) ist schon über 90. Sie ist Stammgast am Kontrollpunkt
40. Marco belegte am Ende den zweiten Platz.
Der Lette Edgar Simanovics (rechts) wurde ein Opfer seines hohen
Anfangstempos. In Malandreni lag er noch aussichtsreich auf Platz fünf,
nach dem Sanga-Pass wurde er durchgereicht bis auf Platz 28.
Der Japaner Yutaka Fukuda war in Malandreni auf Platz zwölf. Er lief wie
ein Uhrwerk nach seinem eigenen Zeitplan und kam am Ende auf Platz
fünf.
Die Griechen haben endlich wieder einen erfolgreichen Spartathleten.
Nikos Sideridis (rechts) war gut vorbereitet und belegte im Ziel den
sechsten Platz.
Pam Smith (links), die zweite Amerikanerin, behielt ihren 13. Platz, den
sie in Malandreni inne hatte, bis zu Schluss. Starke Leistung!
Zsuzsa Maraz (rechts), die Ungarin, war gut drauf, schwatzte mit den
Betreuern, lief das Rennen locker weiter und kam am Ende als
drittbeste Frau auf einen großartigen 20. Platz.
Ivan Cudin (links), der dreifache Spartathlon-Sieger, war nach langer
Verletzungspause mit dem einzigen Ziel gestartet, Sparti zu erreichen.
Das hat er nach großem Kampf auch geschafft und kam auf Platz 22 ins
Ziel. Für Ivan ist der Spartathlon das wichtigste Rennen des Jahres und
mit seinem Namen sind großartige sportliche Leistungen verbunden.
Erinnert sei nur an das denkwürdige Rennen von 2013, bei dem Cudin
große gesundheitliche Probleme hatte, ab und zu in die Plantagen
verschwinden musste. Er kam völlig ausgezehrt in Malandreni an.
Michela, seine Freundin (Bildmitte) päppelte ihn wieder auf. Dann
stürzte Ivan nach dem Sanga-Pass, war kurz vor der Aufgabe. Stefan Thoms aus Woltersdorf bei Berlin half ihm auf. Fortan liefen sie gemeinsam,
und als Stefan schwächelte, wartete Ivan auf den Freund und motivierte ihn. Beide liefen Hand in Hand ins Ziel und wurden am Ende gemeinsame
Dritte.
Und die Deutschen in diesem Jahr? Unter ferner liefen... Das lag zum einen daran, dass der größte Teil der Spitzenläufer sich auf die
Europameisterschaften im 24-Stunden-Lauf vorbereitete, auch einige verletzt waren. Leider hatte die Ultramarathon-Union keinen besseren Termin
gefunden. Das ist bedauerlich. Hinzu kommt, dass die Ultra-Läufer außerdem weder beim DOSB noch bei den deutschen Medien eine Lobby
haben. Der Vollständigkeit halber soll erwähnt werden, das Peter Flock den 21. Platz, Ralf Giese den 26. und Bernhard Pfeifer den 30. Platz
belegten. Beste deutsche Frau wurde Antje Müller auf Platz 52. Ich will diese Leistungen nicht klein reden, immerhin waren 370 Athleten am Start,
von denen 234 das Ziel erreichten, und jeder, der das Ziel in Sparti erreicht, hat sich einen Olivenkranz verdient, aber es wird Zeit, dass sich der
Deutsche Olympische Sporbund für diesen Lauf interessiert. Ach so? Da
gi
bt es doch keine Olympischen Medaillen...
In Malandreni hat - wie an vielen anderen Kontrollpunkten - der
Spartathlon Volksfestcharakter. Viele freiwilllige Helfer - es sind
insgesamt an der Strecke über 1500 - unterstützen das Rennen.
Kostas Dedes präsentiert eines der drei (ziemlich großen) Spanferkel,
die er an diesem Abend locker verkaufen wird. Der Tavernenwirt ist von
Anfang an, also seit 1983 Gastgeber des Kontrollpunkts Nr. 40 und wird
es sicherlich auch 2017 beim 35. Spartathlon sein. Wir sehen uns - wie
immer - am letzten Freitag im September!
© Wilfried Jakisch 2016