Es hat lange gedauert bis zur Initialzündung. Griechenland - von der Sonne
mehr als verwöhnt - hatte bisher kaum Photovoltaik-Anlagen.
Bürokratischer Hickhack, keine Konzepte für Förderung, Bau und
Vergütung behinderten die grünen Energien. Bis heute gibt es erhebliche
bürokratische Schranken beispielsweise für Anlagen inmitten von Orangen-
oder Aprikosenplantagen. Warum ist kaum nachvollziehbar, denn sie wären
eine gute und vor allem sichere Einnahmequelle für Griechenlands Bauern,
die unter permantentem Preisverfall für ihre Produkte leiden. Die Sonne
scheint in der Argolis mehr als 300 Tage im Jahr - und das krisenfrei. Lange
hat es auch gedauert, bis Eigenheimbauer die Sicherheit bekamen, als
Stromproduzenten ins öffentliche Netz einspeisen zu können. So gesehen
ist die Eröffnung des neuen Ausstellungs- und Beratungszentrums in
Dalamanara zwischen Nafplio und Argos ein erster Teilsieg für die grüne
Energie. Die Firma hat sich auf digital gesteuerte Nachführungssysteme für
Photovoltaik konzentriert, weil diese trotz der im Überfluss vorhandenen
Sonne den Ertrag nochmals um etwa 40 Prozent steigern. Damit ist eine
Kleinanlage bei einer staatliche festgelegten Einspeisevergütung von 55
Cent pro Kilowattstunde produzierter Energie durchschnittlich in vier Jahren
bezahlt - ein gutes Geschäft für den Betreiber und für die Umwelt. Wassilis
Dritsas, der Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft, zeigte sich am
Eröffnungstag hoch zufrieden über die in den vergangenen Monaten erreichten Fortschritte. Zehn Jahre hat er dafür gekämpft! Der
griechische Umweltminister Jannis Maniatis gab auch gleich Einblick in einige Visionen. Sein Ziel sind nicht weniger als 1500
Megawatt installierte Leistung bei Photovoltaik-Anlagen bis 2014. Das
entspricht immerhin einem ziemlich großen deutschen Kernkraftwerk,
wovon Hellas glücklicherweise bisher verschont geblieben ist. (An
Versuchen deutscher Konzerne, Griechenland die umstrittene Technologie
aufzuschwatzen, hat es jedoch nicht nicht gefehlt.) Jannis Maniatis, der
übrigens aus der Argolis stammt, verwies auch darauf, dass die
gegenwärtige Krise auch eine große Chance für Griechenland sei. Es sei
durchaus möglich, innerhalb kürzester Zeit auf dem Sektor erneuerbarer
Energien 20000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei muss es jedoch das
Ziel sein, mehr Komponenten für solche Anlagen im eigenen Land zu
produzieren, statt sie nur zu importieren. Ein gutes Beispiel deutsch-
griechischer Kooperation sei deshalb die Firma DTS in Dalamanara, die
wichtige Komponenten für Nachführungssysteme in Deutschland einkauft,
die gesamte Konstruktion tragender Bauteile jedoch in Griechenland
fertigt. Maniatis nannte die Ablösung der “Dreckschleudern” von
Megalopolis und Kozani, die nach wie vor stark schwefelhaltige
Braunkohle zur Energieproduktion verfeuern, als wichtige Aufgabe. An
beiden Standorten - auf alten Abraumhalden - sollen große Photovoltaik-
Anlagen installiert werden - in Kozani 50 Megawatt und in Megalopoli 200
Megawatt. Einen
großen Stellenwert haben auch Windenergie und Geothermie. So werden
gegenwärtig in der Argolis und in Arkadien neue große Windparks errichtet.
An geothermischen Kapazitäten mangelt es in einem Land mit erheblichen
vulkanischen Aktivitäten ohnehin nicht. Es bleibt abzuwarten, ob es gelingt,
bürokratische Hürden wegzureißen und den Weg freizumachen für grüne
Energien aller Art. Möglichkeiten dafür hätte Griechenland auf jeden Fall
reichlich.
Wilfried Jakisch 2010
Es bleibt zu hoffen, dass die griechische Politik auf dem Gebiet der
regenetiven Energien gründlich überdacht wird und vor allem nicht durch
inkompetente “europäische” Institutionen beeinflusst wird.
Es hätte so schön werden können. Griechenland mit über 300 Sonnentagen im Jahr könnte halb Europa mit Solarstrom versorgen. Bis
Ende 2012 waren rund 20.000 Arbeitsplätze auf dem Gebiet der Photovoltaiki entstanden, bis die Troika befand, dass die dafür
ausgegebenen staatlichen Mittel zu hoch seien. Griechenland - wirtschaftlich in die Enge getrieben - sagte zu, diese Fördermittel zu kürzen.
Dies bedeutete praktisch über Nacht den Verlust von tausenden Arbeitsplätzen. Was aber fast genauso schlimm ist: Etliche solvente
ausländische Investoren strichen kurzerhand die schon zugesagten Mittel - darunter auch deutsche Firmen und Privatinvestoren. Ich habe
den ursprünglichen Beitrag vom Dezember 2010 mit Absicht hier im Wortlaut stehen gelassen. W. J.