Nafplio zu Zeiten Königs Ottos
Die gleichnamige Ausstellung in der
Zweigstelle der Athener Nationalgalerie
in Nafplio ist zwar längst vorbei, ich habe
sie aber dennoch hier auf meiner Seite
gelassen, weil sie eine Menge interessanter
Dinge bot.
Gleich im Foyer grüßte eine Damengruppe,
die einem historischen Foto nachempfunden
wurde. Einige der Damen trugen Kleider, wie
sie Königin Amalie liebte - modern und etwas
offenherzig, was zur damaligen Zeit in
Griechenland eigentlich als unschicklich galt,
aber wer wagte es schon, ein Königin zu
kritisieren. Von Königin Amalie, die Otto 1836
geheiratet hatte, war bekannt, dass sie schon
einmal den Ministern eine Standpauke hielt.
Auf den beiden zeitgenössischen Bildern links
ist zu sehen, wie Amalie Minister “abkanzelt”.
Sie galt als fortschrittlich, ihr gingen die
Veränderungen in Griechenland nach der
Befreiung von den Türken nicht schnell genug
(kommt uns irgendwie bekannt vor). Sie setzte
sich unter anderem für moderne
Anbaumethoden in der Landwirtschaft ein und
bekämpfte den immer noch großen Einfluss
türkischer Großgrundbesitzer. Nach Amalies
Ideen gestaltete der Gärtner Friedrich Schmidt
aus Dessau den Nationalgarten in Athen.
Der eigentliche Knüller der Ausstellung jedoch
war eine Sammlung zeitgenössischer
Karikaturen und Grafiken. Wenn man die so
betrachtet, kann man es als reinen Glücksfall
betrachten, dass es das deutsche Reich
damals noch nicht gab und Deutschland
demzufolge im allgemeinen Gerangel um
Griechenland nicht direkt beteiligt war - von
Bayern einmal abgesehen. Ich verzichte hier
auf ausführliche Übersetzungen. Viele der
Bilder sprechen für sich selbst.
Einige Karikaturen enthalten erstaunliche
Parallelen zu heutigen Zeit. Beispielsweise
zeigt das Bild in der Mitte unten, wie England
Griechenland die Schuldenrechnung
präsentiert. Die Gläubiger ließen sich heute
leicht durch EU oder Deutschland ersetzen
(die Rechnung in der Mitte anklicken!): Kapital
1 Mio, Ausgaben 50.000, Ausgaben der
Ausgaben 225.775, Zinsen 20.000, Zinseszins
137.000, Ausgaben für die Beschaffung von
Pistolen (!) 375.000 - macht insgesamt 4 Mio!!
So ähnlich rechnen europäische Banken ganz
offenbar auch heute noch, und Rüstung
verkauft sich an Griechenland immer noch
sehr gut...
Copyright: Wilfried Jakisch
Öffnungszeiten:
Mo. - Sa. 10 bis 15 Uhr
Mi. - Fr. auch 17 bis 20 Uhr
So. 10 bis 14 Uhr
Montags Eintritt frei