Es hat fast drei Jahre gedauert. Nun ist der bürokratische Hickhack endlich vorbei. Die Höhle von
Kapsia - nicht weit von Tripoli - ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Anreise: Autobahn Richtung
Tripoli nehmen. Nach dem Artemission-Tunnel die Ausfahrt Nestani nehmen und dann Richtung
Olympia fahren. Im Dorf Kapsia ist die Zufahrt zur Höhle gut beschildert.
Wir möchten nicht zuviel versprechen, aber diese Höhle
übertrifft in ihrer Farbenpracht und Vielfältigkeit viele
andere. Auch der Grad der Erschließung ist geradezu
vorbildlich - gut betonierte, breite und sichere Wege,
Edelstahlgeländer, nicht zu hohe Stufen usw. machen die
Höhle auch für Besucher, die nicht ganz so gut zu Fuß
sind, erlebbar. Rollstuhlfahrer kommen leider nicht allzu
weit, können aber auch ein Stück in die Unterwelt
eintauchen.
Dass hier eine Höhle existiert, wusste man schon lange,
befindet sich doch hier die berühmte “Schwinde” von
Kapsia, wo Wassermassen einfach so in der Tiefe
verschwinden. Die Hochebenen rund um Tripoli haben
fast alle keinen natürlichen Abfluss, so dass sich das
Wasser seinen Weg suchen muss. Dies tat es hier schon
vor vielen Tausend Jahren, und das Ergebnis ist die
herrliche Höhle. Sie ist nicht nur für Touristen interessant.
Archäologen, Biologen, Geologen haben hier ausgiebige
Forschungen betrieben. Erschlossen sind bisher etwa 6500 Quadratmeter, versehen mit professioneller Ausleuchtung, untermalt mit dezenter Musik. Alles
so richtig geeignet, sich allerlei mystische Gestalten und Figuren vorzustellen.
Muten die beiden Gestalten im Foto links unten nicht wie zwei Wächter oder wie das Empfangskomitee der Höhle an?
Stalagmiten und Stalaktiten (rechts im Bild) bilden bizarre Figuren. Hier beeindruckt vor
allem die farbliche Gestaltung. Über hunderttausende von Jahren haben hier Wasser und
Salze die schönsten Kreationen geschaffen. Man staunt immer wieder aufs Neue über die
unerschöpfliche Kreativität der Natur.
Es dauert übrigens zigtausende von
Jahren bis derartig schöne Figuren
geformt sind. Versteht sich daher von
selbst, dass das “Mitnehmen” schon
kleinster Teile in Griechenland streng bestraft wird. Die Wanderung durch die
Höhle dauert etwa 30 Minuten. Natürlich darf man auch länger verweilen. Die
Höhle von Kapsia birgt ein grausiges Geheimnis. Vor etwa 10.000 Jahren
hatten hier Menschen - vermutlich vor
winterlichen Wetterunbilden - Zuflucht
gesucht. Wassermassen überfluteten die
Höhle - wahrscheinlich war der Abfluss der
Schwinde verstopft. Es waren 40 oder 50
Personen, ganze Familien, eingeschlossen
in der Höhle. Die Nahrung wurde immer
weniger. Knochenreste berichten von
einem tragischen Ende...
Die Höhle wurde 1887 von französischen
Archäologen entdeckt, die im nicht weit
entfernten Mantinea Grabungen
durchführten. 1892 untersuchte eine griechisch-französische Expedition die
Höhle. 1911 schrieb eine französische Fachzeitschrift, dass es sich bei
Kapsia um eine der schönsten Höhle der Welt handelt. Danach geriet sie
leider - oder auch glücklicherweise in Vergessenheit. Viele frei zugängliche
Höhlen in Griechenland litten darunter, dass Stalaktiten von “Touristen” als
Souvenirs mit nach Hause genommen wurden. Das ist der Höhle in Kapsia
erspart geblieben, weil sie schwer zugänglich war. Über drei Millionen Euro
wurden hier in den vergangenen Jahren investiert. Nun steht sie allen
Besuchern offen.
Es lohnt sich also auf jeden Fall, die Höhle zu besuchen.
Öffnungszeiten: Die Höhle ist täglich von 09.00 bis 15.00 Uhr geöffnet.
Eintritt: 4 Euro, ermäßigt 2 €, die sich aber wirklich lohnen!
Internet: www.spilaiokapsia.gr
Tel: 6951 003299
Man kann den Besuch der Höhle gut kombinieren mit einem Besuch der Agia
Fotini, der verrückten Kirche von Mantinia. Sie ist nur wenige Kilometer von
Kapsia entfernt.
Karte: Anavasi
Seit 2018 vervollständigt ein nettes Café die Anlage. Hier kann man sowohl
draußen als auch innen - an kalten Wintertagen am Kamin - sitzen.
© Wilfried Jakisch 2018